In Warstein wurde eine sachliche Diskussion über die Zukunft der Windenergie geführt. Die Stadt steht vor einer wichtigen Entscheidung, die ihre Finanzen nachhaltig beeinflussen könnte. Ein Konzept zur Nutzung von Windkraft könnte den städtischen Haushalt vor großen Defiziten bewahren.
Warstein – Gleich vorweg: Bei der Bürgerversammlung am Montagabend im Bürgersaal des Rathauses blieb eine Konfrontation zwischen Gegnern der Windkraft im Wald und Befürwortern von Windenergie, wie unlängst bei der Data-Messe im Möhnetal, aus. Die Präsentation von Stadtkämmerer Stefan Redder und der Leiterin des Sachgebiets Klima, Energie und Mobilität Josefine Wunderlich wurde eineinhalb Stunden lang weitgehend sachlich diskutiert. Emotionen im Zusammenhang mit der generellen Klima- und Energiefrage wurden zwar vorgetragen, dennoch stand das von der Stadt erarbeitete Konzept im Mittelpunkt des Interesses.
Stefan Redder hob zunächst hervor, dass es in den nächsten Wochen darum gehe, eine Grundsatzentscheidung zu treffen: Soll sich die Stadt an der Windenergie-Nutzung beteiligen oder „das Buch zuklappen“. Er gestand ein, dass dem Kämmerer natürlich die Finanzen wichtig seien. Denn: „Man kann mit Windenergieanlagen sehr viel Geld verdienen.“ Warum dies dem städtische Haushalt intestine täte, führte er mit einer Übersicht der Fehlbeträge der nächsten Jahre vor Augen. Jahr um Jahr werden viele Millionen Euro am Haushaltsausgleich fehlen, 2027 sieht es mit Minus 8,9 Millionen Euro am düstersten aus. Der Stadt droht die Rückkehr in die Haushaltssicherung.
„Der städtische Haushalt kann Einnahmen absolut gebrauchen, in rein finanziellen Hinsicht wären Erträge wichtig“, sagte Redder. „Aber die Anlagen haben natürlich Auswirkungen auf den Naturraum“, formulierte Josefine Wunderlich die Bedenken. Mit Blick auf den Klimaschutz wies sie aber auch darauf hin, dass zehn Windräder die Hälfte der CO2-Produktion der gesamten Stadt kompensieren könnten.
Auf einer neuen, aktuellen Karte sahen die Zuhörer die vier Flächen, die der Regionalrat als Windenergiebereiche aktuell ins Beteiligungsverfahren gibt und die Anfang 2025 Rechtskraft erhalten könnten. Abgesehen von den nunmehr verkleinerten Flächen am Rennweg verfügt die Stadt in drei anderen Bereichen über große Flächenanteile. Die 64-Hektar-Fläche westlich der B 55 am Stimmstamm ist komplett Stadtwald und in Teilen „Kalamitätsfläche“, wie Stefan Redder sagte. Die Abwertung von „Kalamitätsflächen“ wurde bei einigen Wortmeldungen zurückgewiesen. Eine Bürgerin verwies darauf, dass „die Schönheit Warsteins doch im Wald liegt“.
Gudrun Brandes kritisierte die „Goldgräberstimmung“ und widersprach der These, dass Windkraft „gesamtgesellschaftlicher Konsens“ sei.
Karl-Heinz Berghoff konnte sich vorstellen, dass entlang der B 55 am Stimm Stamm Windräder gebaut werden. „Da wird nichts zerstört.“ Carola Bahrenberg hält aus Gründen der Klimarettung Windräder für nötig. „Ohne gehen die Wälder ja auch kaputt.“ Sascha Clasen sah in „Wald und Windkraft“ auch keinen Widerspruch. Wohl aber Wolfgang Koch: 5000 Einwendungen gegen das Rennweg-Projekt seien doch wohl ein ausreichendes Bürger-Votum gegen Windräder.
Max Spinnrath verwies auf das laufende Verfahren, bei dem sich die Mitglieder des Charges für den in Kürze anstehenden Grundsatzbeschluss ein Stimmungsbild machten. Diese seien „demokratische Prozesse“, die funktionieren. Dazu gehörten auch Bürgerbegehren. „Und im nächsten Jahr ist Kommunalwahl.“
In seinem Abschlusswort bedankte sich Stefan Redder für das sachliche Diskutieren: „Danke, dass wir unsere Köpfe noch draufhaben.“