Ich bin schon wieder zu spät dran. Nicht mit den Weihnachtsvorbereitungen, da liege ich intestine in der Zeit. Die Adventskalender, bei vier Kindern komme ich auf 96 Tütchen, sind bereits befüllt, die ersten Weihnachtsgeschenke wurden auch schon geliefert und am Sonntag backe ich Plätzchen. Nein, ich bin schon wieder zu spät dran für die Jahresendrallye an den Börsen.
Dahinter verbirgt sich übrigens kein Autorennen in der Adventszeit, sondern die Tatsache, dass Aktienkurse über einen längeren Zeitraum zügig steigen, wie es in den vergangenen Tagen und Wochen wieder passiert ist. Seit einem Zwischentief Ende Oktober ist der deutsche Leitindex Dax um intestine acht Prozent geklettert, das amerikanische Pendant S&P 500 und der globale Index MSCI World um rund zehn Prozent. Die Finanzwelt spricht von der Jahresendrallye. Und ich frage mich, ob ich nicht im Oktober, als die Kurse fielen, mit Blick auf dieses Phänomen beherzter hätte zugreifen sollen.
Die Jahresendrallye heißt eigentlich “Santa Claus Rally”, zu Deutsch: Weihnachtsmann-Rallye. Der Begriff geht auf eine Studie aus dem Jahr 1972 des US-Wissenschaftlers Yale Hirsch zurück, der sich die Kursbewegungen der letzten fünf Handelstage eines Jahres sowie der ersten zwei Börsentage des neuen Jahres angesehen hat. Nach Hirsch gab es im Zeitraum zwischen 1952 und 1972 in 17 von 20 Jahren eine optimistic Kursentwicklung, additionally eine “Santa Claus Rally”.
Aus der “Santa Claus Rally” wurde später die Jahresendrallye und spätestens Mitte Oktober stellen Wirtschaftsjournalistinnen die Frage, ob es auch in diesem Jahr wieder dazu kommt. Mehr noch beschäftigt mich aber, ob es sie je gab, die Jahresendrallye. Oder ob es sich nur um einen Mythos handelt, der sich hartnäckig hält.
Die Studienlage ist äußerst dünn, bezieht sich vor allem auf die amerikanischen Aktienmärkte und könnte widersprüchlicher kaum sein. Die drei amerikanischen Ökonomen Kenneth Washer, Srinivas Nippani und Robert Johnson untersuchten vor allem die fünf Tage zwischen Weihnachten und Neujahr. Sie kommen zu dem Schluss, dass die Kursanstiege in dieser Zeit höher sind als im restlichen Jahr. Der Effekt trifft besonders auf die Aktien kleinerer US-Firmen zu.
Der Wirtschaftswissenschaftler Jayden Patel hat sich die amerikanischen Indizes S&P 500, den Dow Jones und den Nasdaq zwischen 2000 und 2021 näher angesehen und findet keinen Beweis für die “Santa Claus Rally”. Auch dann nicht, wenn er die Zeiträume getrennt untersucht, additionally von 2000 bis 2009 und 2010 bis 2021.
Und jetzt? Kann ich mich zurücklehnen, weil ich ohnehin nichts verpasse? Oder sollte ich noch eilig Aktien kaufen, weil der Weihnachtsmann eben doch die Kursgewinne bringt? Mit Blick auf die derzeitige Entwicklung an den Börsen werde ich nervös. Etwas skeptisch stimmt mich aber die Tatsache, dass in der ersten Studie von Hirsch aus dem Jahr 1974 lediglich von “positiven Kursentwicklungen” die Rede ist. Das können 7 Prozent oder auch 0,5 Prozent sein. Letzteres würde ich niemals als Rallye bezeichnen.
Der Weihnachtsmann ist kein Zocker – oder doch?
Merkwürdig finde ich zudem die Argumente, die das Phänomen erklären sollen. Eine Ursache soll der Steuereffekt sein, auch “Tax-Harvesting-Effekt” genannt. Danach realisieren viele Investoren gegen Jahresende ihre Verluste (beziehungsweise Gewinne), um damit ihre Gewinne (beziehungsweise Verluste) auszugleichen und so Steuern zu sparen. Das heißt konkret: Sie verkaufen ihre Aktien. Dadurch fallen die Kurse und können anschließend umso kräftiger steigen. Während ich selbst mein Portfolio auch diesbezüglich überprüfe, frage ich mich allerdings, warum die Kurse schon Anfang November steigen.
Ein anderer Grund soll die Tatsache sein, dass institutionelle Investoren zwischen Weihnachten und Neujahr die Füße hochlegen, das Handelsvolumen geringer ist und folglich schon wenige Käufe ausreichen, um den Markt in die Höhe zu treiben. Allein: Wenn die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr so eine attraktive Geschäftsgelegenheit bietet, warum arbeiten viele Fondsmanager gerade dann nicht?
Die nächste Theorie besagt, dass die Portfolio-Supervisor am Jahresende noch schnell die besten Aktien für ihre Fonds einkaufen, beispielsweise Nvidia in diesem Jahr, um möglichst intestine im Vergleich mit ihren Kollegen dazustehen. Na ja. Wenn meine Fondsmanagerin zwar die besten Aktien im Portfolio hat, ihr Produkt aber nur mittelmäßige Renditen geliefert hat, wirft das für mich nur mehr Fragen auf.
Eine andere Theorie: Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer legen ihre Boni zwischen Weihnachten und Neujahr am Aktienmarkt an. Es ist schon eine Weile her, dass ich – heute selbstständig – einen Bonus bekommen habe, aber der kam üblicherweise im März. Meines Wissens gibt es nicht den einen Monat, an dem alle Beschäftigten ihren Bonus bekommen. Dass die eher aktienkritischen Deutschen ihr Weihnachtsgeld an der Börse anlegen, halte ich ohnehin für unwahrscheinlich, lasse mich aber gerne eines Besseren belehren.
Bleibt nur die Psychologie: Weil alle an die Jahresendrallye glauben, kaufen alle Aktien. Das treibt die Kurse in die Höhe, schon Mitte November. Und in mir steigt die FOMO auf (concern of lacking out), die Angst, etwas Großes zu verpassen.
Ob die Jahresendrallye ein Mythos oder ein echtes Marktphänomen ist, werden wir auch dieses Jahr nicht klären können. Und sowieso ist es viel sinnvoller, Geld dann an der Börse anzulegen, wenn ich es zur Verfügung habe. Oder besser noch regelmäßig monatlich, dann profitiere ich von den Schwankungen am Aktienmarkt, kaufe mal zu höheren, mal zu niedrigeren Kursen. Auf die Jahresendrallye zu setzen, das sollte man, wenn überhaupt nur mit Spielgeld. Und dann kann man gleich ins On line casino gehen. Aber der Weihnachtsmann, zumindest an diesen Mythos möchte ich glauben, ist kein Zocker.
Ich bin schon wieder zu spät dran. Nicht mit den Weihnachtsvorbereitungen, da liege ich intestine in der Zeit. Die Adventskalender, bei vier Kindern komme ich auf 96 Tütchen, sind bereits befüllt, die ersten Weihnachtsgeschenke wurden auch schon geliefert und am Sonntag backe ich Plätzchen. Nein, ich bin schon wieder zu spät dran für die Jahresendrallye an den Börsen.
Dahinter verbirgt sich übrigens kein Autorennen in der Adventszeit, sondern die Tatsache, dass Aktienkurse über einen längeren Zeitraum zügig steigen, wie es in den vergangenen Tagen und Wochen wieder passiert ist. Seit einem Zwischentief Ende Oktober ist der deutsche Leitindex Dax um intestine acht Prozent geklettert, das amerikanische Pendant S&P 500 und der globale Index MSCI World um rund zehn Prozent. Die Finanzwelt spricht von der Jahresendrallye. Und ich frage mich, ob ich nicht im Oktober, als die Kurse fielen, mit Blick auf dieses Phänomen beherzter hätte zugreifen sollen.