Bei Wind und Wetter rollen Wochenmarkt-Händler täglich auf belebte Plätze und verkaufen ihre Köstlichkeiten. 152 Wochenmärkte gibt es in Berlin – noch! Die schlechte Nachricht: Immer mehr kleinere Märkte sterben langsam aus. Die gute: Einige größere erleben eine echte Renaissance.
Jeden Mittwoch und Samstag fährt Kristina Otte (55) mit ihrem weißen Transporter nach Mariendorf. Sie verkauft an ihrem kleinen Stand „Käse Tina“ seit 14 Jahren Käse- und Wurstspezialitäten aus Österreich. Die Kundschaft ist hier, wie vielerorts, älter. „Junge Menschen heranzukriegen, ist schwierig“, weiß Kristina.
Im Laufe der Jahre ist der Markt am Mariendorfer Damm mittwochs auf nur zehn Stände ausgedünnt. „Es waren früher bestimmt 40 Stände. Wir wollen, dass es wieder voller wird und suchen Händler. Den Markt möchten wir nicht aufgeben“, sagt Marktleiter Manuel Thomaschweski (40).
Dass Wochenmärkte bald ganz aus der Stadt verschwinden, daran glaubt Nils Busch-Petersen (60), Geschäftsführer des Handelsverbandes Berlin, nicht: „Für mich sind Wochenmärkte aus Berlin nicht wegzudenken. So hat der Handel mal begonnen. Es werden zukünftig mit Sicherheit weniger, aber sie werden nicht verschwinden“, hofft er.
Ein guter Anbietermix, regionale Produkte und eine klug gewählten Lage seien das Erfolgsrezept. Märkte wie der Ökomarkt am Kollwitzplatz sind intestine besucht und erleben auch bei jungem Publikum seit Jahren eine Renaissance.
Familie handelt seit fünf Generationen
Mit regionalem Obst und Gemüse punktet auf dem Breslauer Platz in Friedenau der Stand der Siegeris. Seit fünf Generationen steht die Familie aus Glindow (Werder an der Havel) auf dem Platz und verkauft Selbstgeerntetes.
Der Stand von Stephan Siegeris (43) ist auf dem Markt eine Establishment. Es wird viel geplaudert, es gibt Obstberatung und immer wieder landet unauffällig ein zusätzlicher Apfel oder eine Handvoll Kartoffeln in der Tüte. „Zum Probieren“, sagt der intestine gelaunte Obstbauer. Er stand schon als kleiner Junge mit seinem Vater am Stand.
Nebenan am Wagen von „Mausi’s Fischhandel“ duftet es seit 32 Jahren nach Backfisch. Sohn Kenny Krüger (29) aus Blankenfelde-Mahlow hat das Geschäft von seinem Vater übernommen. Anfangs wollte er KfZ-Mechatroniker werden, doch das Geschäft mit den Fischen wurde ihm in die Wiege gelegt und der Wunsch es weiterzuführen struggle größer. „Ich stand mit 6 Jahren schon hier und habe Lachse geschuppt“, sagt er.
Der Friedenauer Wochenmarkt hat eine lange Custom. Es gibt ihn schon seit 1881. Doch es soll noch einen älteren geben: Der Wochenmarkt an der Breiten Straße auf dem Dorfanger in Alt-Pankow soll mit 160 Jahren der älteste noch bestehende Wochenmarkt Berlins sein.
Hier lohnt es sich vorbeizuschauen
- Ökomarkt Kollwitzplatz: donnerstags 12 bis 19 Uhr
- Pankower Wochenmarkt: Breite Straße, dienstags 8 bis 14 Uhr, mittwochs 8 bis 17 Uhr, freitags 8 bis 16 Uhr und samstags 8 bis 15 Uhr
- Wochenmarkt Maybachufer: Maybachufer Neukölln, dienstags und freitags 11 bis 18:30 Uhr
- Berliner Bauernmarkt: Alt Lübars 12, Reinickendorf, sonntags 10:30 bis 18 Uhr
- Die Dicke Linda: Kranoldplatz Neukölln, samstags 10 bis 16 Uhr
- Ökomarkt im Hansaviertel: freitags 12 bis 18:30 Uhr
- Wochenmarkt Schlossplatz Alt-Köpenick: dienstags und donnerstags 8:30 bis 17 Uhr