13.12.2023 – Mit einem ehrgeizigen Zeitplan wollen Barmenia und Gothaer ihre Fusion umsetzen. Schon im Frühjahr 2024 ist der Begin des aufsichtsrechtlichen Genehmigungsverfahrens geplant. Für 2023 meldet die Gothaer quick überall bessere Zahlen als der Markt. Vor allem die neue Berufsunfähigkeits-Versicherung wird stark nachgefragt.
Die im September angekündigte Fusion zwischen den Versicherungsgruppen Gothaer und Barmenia (VersicherungsJournal 29.9.2023) könnte schon Ende 2024 abgeschlossen werden.
„Wir möchten bereits im April 2024 in das Genehmigungsverfahren mit der Aufsichtsbehörde einsteigen und wollen die Transaktion im vierten Quartal 2024 umsetzen.“ Das sagte Oliver Schoeller, Vorstands-Vorsitzender der Gothaer Versicherungsbank VVaG, am Dienstag auf der virtuellen Jahrespressekonferenz.
Tag eins der neuen Assekuranz könnte somit der 1. Januar 2025 sein. Dann würden der neue Konzern nach Beitragseinnahmen die Place zehn im deutschen Markt erreichen, rechnet die Gothaer vor.
- Neuer Versicherer „Barmenia-Gothaer“ nach Fusion unter den „High-10“ (Bild: Gothaer)
Barmenia-Gothaer plant keinen Personalabbau
Die Kosten des Zusammenschlusses könne Schoeller derzeit nicht beziffern. Die beiden Versicherer würden für die aktuelle Erstellung der Due Diligence lediglich die beiden gleichen Beratungsunternehmen nutzen. Hinzu kämen aber Kosten durch die Nutzung interner Ressourcen.
- Oliver Schoeller (Archivbild: Schmidt-Kasparek)
Private soll aufgrund der Fusion der beiden Versicherungsvereine nicht abgebaut werden. Im Gegenteil hofft Schoeller, dass das größere Unternehmen für junge Menschen ein attraktiverer Arbeitgeber wird.
Die „beiden Kernstandorte“, Köln und Wuppertal, würden erhalten bleiben.
„Wir schließen uns auf gleicher Augenhöhe zusammen“, betonte der Supervisor. Das neue Unternehmen wird unterhalb einer gemeinsamen Finanzholding geführt. „Auch wenn es unterschiedliche hohe Kapitalbeteiligungen gibt, werden wir über die Stimmrechte sicherstellen, dass nur einvernehmliche Entscheidungen möglich sind.“
Geführt wird der Vorstand der neuen Finanzholding von Schoeller und dem Vorstandsvorsitzenden der Barmenia, Dr. Andreas Eurich.
Barmenia Leben wird verschmolzen
Im Rahmen der Fusion wird der Lebensversicherungs-Bestand der Barmenia auf die Gothaer übertragen.
Die beiden Krankenversicherer sollen erhalten bleiben. „Wir sind hier im Dialog mit der Bafin, damit keine Kunden schlechter gestellt werden“, erläuterte Schoeller.
So wäre es in einem gemeinsamen Konzern möglich, Kundinnen oder Kunden bei Beitragserhöhungen oder Tarifwechsel zu benachteiligen. Dass dies nicht passiert, sei Kern der Gespräche mit der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungs-Aufsicht (Bafin). Schon im Frühjahr gäbe es hier eine Entscheidung.
Ziel ist eine „stärkere Marktkraft“
Das neue Unternehmen soll laut Schoeller eine „stärkere Marktkraft“ bieten. Die beiden Versicherungsvereine würden sich sehr stark ergänzen. So gewinne die Barmenia mit der Gothaer einen starken Kompositversicherer und die Gothaer mit der Barmenia einen sehr starken Lebensversicherungs-Vertrieb.
Zudem sei die Barmenia deutlicher im Privatkundengeschäft unterwegs, während die Gothaer ein umfassendes Firmenkundengeschäft biete. Die Barmenia könnte zudem davon profitieren, dass die Gothaer eine starke Vertragsdurchdringung habe. Die Kunden hätten in der Regel mehr als einen Vertrag.
„Unsere Vermittler arbeiten sehr umfassend in den Kundenbeziehungen“, so Schoeller. Hier gebe es ein hohes Vertriebspotential für die Barmenia. So habe die Gothaer ein sehr bestandorientiertes Geschäft, während der Fusionsaspirant aus Wuppertal mit einem starken Neugeschäft aufwarten könne.
Versicherungsvereine weltweit erfolgreich
Nach Einschätzung von Schoeller sind Versicherungsvereine die Rechtsform, die weltweit Marktanteile gewinnt. „Ursache ist, dass langfristiges Denken und Handeln besser zu Versicherungsvereinen passt“, so der Konzernchef.
Auch die Gothaer blickt 2023 wieder auf ein gutes Neugeschäft zurück. „Wir sind in allen Segmenten zweistellig gewachsen“, so Schoeller. Ausnahme mache das Einmalbeitragsgeschäft in der Lebensversicherung. Es sei weiter gesunken.
Insgesamt rechnet der Konzern mit einer Steigerung der Beitragseinnahmen um 6,2 Prozent auf 4,85 Milliarden Euro. Damit wachse das Unternehmen deutlich stärker als der Markt.
Die gebuchten Bruttobeiträge der Gothaer Allgemeine Versicherung AG werden mit voraussichtlich 2,38 Milliarden Euro um 10,2 Prozent über dem Niveau von 2022 und 3,5 Prozentpunkte über dem Markt liegen. Stärkster Wachstumstreiber bei den Beitragseinnahmen ist das Firmenkundengeschäft, das voraussichtlich um elf Prozent zulegen wird.
Mehr Leistung bei BU-Schutz
- Michael Kurtenbach (Bild: Gothaer)
Die gebuchten Bruttobeiträge der Gothaer Lebensversicherung AG werden 2023 voraussichtlich um 3,1 Prozent auf 1,02 Milliarden Euro sinken. Verantwortlich dafür ist vor allem die zinsbedingt gesunkene Attraktivität des Einmalbeitragsgeschäftes. Damit liegt der Versicherer nur marginal über dem Markt, der laut GDV rund 3,2 Prozent Beiträge verliert.
Intestine angenommen werde die neue Berufsunfähigkeits-Versicherung, die leistungsstärker ist. So könnten die Versicherten die Arbeitszeit reduzieren und gleichzeitig die Beitragshöhe proportional anpassen und später ohne Gesundheitsprüfung wieder erhöhen.
„Bis Ende des Jahres werden wir über 6.000 neue Selbstständige Berufsunfähigkeits-Versicherungen verkauft haben“, prognostizierte Lebensvorstand Michael Kurtenbach. Das sei ein Wachstum von 50 Prozent.
Trotz starkem Neugeschäft weniger Vollversicherte
Die gebuchten Bruttobeiträge der Gothaer Krankenversicherung AG steigen voraussichtlich um 5,8 Prozent auf 971 Millionen Euro. Damit wächst die Gesellschaft voraussichtlich um 2,3 Prozentpunkte über den Markt.
Obwohl das Neugeschäft insgesamt ein Plus von 25 Prozent aufweist, konnte der Abrieb bei Vollversicherten 2023 nicht verhindert werden. Ihre Zahl sinkt auf rund 120.000. „Das entspricht einem Minus von 3.000 Versicherten“, bestätigte Dr. Sylvia Eichelberg, Vorstandsvorsitzende der Gothaer Kranken.
Demgegenüber boome die betriebliche Krankenversicherung extrem. Konkrete Zahlen zu diesem Phase möchte die Gothaer aber nicht nennen.